Filmpremiere: »Sterbefasten – Freiheit zum Tod – Eine Dokumentation über den freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit von Marion M.«

 
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Datum und Uhrzeit
Datum - 18.11.2013
19:30 - 19:30

Veranstaltungsort
Wuppertaler CinemaxX

Kategorie


Am 18.11. und 19.11. finden jeweils um 19:30 Uhr die Vorpremiere und die Filmpremiere des Dokumentarfilms »Sterbefasten – Freiheit zum Tod« über den freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit von Marion M. in Wuppertal (18.11. im Wuppertaler CinemaxX, Bundesallee 250, Wuppertal-Elberfeld, Eintritt 1,– EUR) und in Berlin (19.11. in der Urania Berlin, An der Urania 17, 10787 Berlin, Eintritt 7,– EUR) satt. Der Film wurde vom Medienprojekt Wuppertal in Kooperation mit dem Humanistischen Verband Deutschland produziert. Im Anschluss an die Filmaufführung gibt es eine Publikumsdiskussion mit dem Regisseur Andreas von Hören, dem Arzt Hartmut Klähn und der Psychologin vom HVD Gita Neumann. Der Film wird ab der Premiere deutschlandweit als Bildungs- und Aufklärungsmittel auf DVD vertrieben. DVD-Bestellung über www.medienprojekt-wuppertal.de.

»Mir ist wichtig, dass verstanden wird, dass ich diese Interviews gebe, weil mir auch wegen meiner eigenen Erfahrung sehr daran gelegen ist, dass das Thema Sterben und auch durch Ärzte begleitetes Sterben aus der Tabuzone herauskommt, weil es, wenn Menschen ohne Hürden genauer hingucken können, ihnen enorm viel Leid erspart. Es wird immer ein schwieriger Lebensabschnitt bleiben, aber ich glaube, dass es eine Vermeidung von unnötigem Leid mit Verzweiflung und Schmerzen gibt. Jeder, der davon betroffen war, sehnt sich danach, nicht diffamiert und körperlich und psychisch noch belasteter zu werden, als die Situation so schon ist.« In diesem Sinn versucht der Film durch ausführliche Interviews mit Marion M., ihrer Tochter und ihrem Arzt Hartmut Klähn ihre Lebens- und Sterbensgeschichte zu erzählen.

Am 8. August 2013 ist Marion M. in den frühen Morgenstunden friedlich zu Hause eingeschlafen. Sie verstarb, nachdem sie sich einige Monate vorher entschlossen hatte, ihrem Leiden und Leben durch »Freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit« ein selbstbestimmtes Ende zu setzen. Am 16. Juli begann sie mit dem Sterbefasten, gut drei Wochen später war sie tot. Die 56-Jährige verkürzte ihr Leben, das ohnehin bald geendet hätte, zu einem selbst gewählten Zeitpunkt. Zur Autonomie und Freiheit zum Tod gehörte für sie auch, sich nicht von »aktiver Hilfe« zu einem Suizid abhängig machen zu müssen.

»Vor eineinhalb Jahren bin ich aus dem Urlaub zurückgekommen und habe gedacht, es hat mich ein bisschen herber erwischt und natürlich ist das Leben endlich – aber ich doch nicht!« Im Winter 2012 war die selbstständige Unternehmensberaterin Marion M. bei einem Urlaub auf ihrer Trauminsel in Indonesien mit einer Amöbenruhr unheilbar
erkrankt. »Kein Mensch wusste, was mit mir los ist.« Der Stoffwechsel war zerstört, sie wurde schwächer und hatte große Schmerzen. Zahlreiche Untersuchungen, mehrere Klinikaufenthalte und sieben Ärzte mit verschiedensten Therapiemethoden konnten ihr nicht helfen, obwohl sie immer glaubte, wieder gesund zu werden. »Es gab einen Punkt, bis zu dem habe ich gekämpft wie eine Löwin unter allen Schmerzen, Einschränkungen und den verzweifelten Momenten. Ich habe alles getan, um gesund zu werden.« Im September 2012 wurde der Leidensdruck intensiver. »Es geht nicht mehr, ich bin am Anschlag und ich werde es nicht zulassen, ein Medizinprojekt zu werden mit künstlicher Ernährung usw. Ich habe die Hände drauf, was mit mir passiert, zumindest, dass ich bestimmen kann: bis hierher und nicht weiter. Es gibt Umstände, unter denen ich nicht weiterleben möchte.«

Durch ihre Tochter nahm sie Kontakt zum Humanistischen Verband Deutschlands (HVD) auf. Der dort ehrenamtlich tätige und in der Methode erfahrene Arzt Hartmut Klähn ermöglichte eine Begleitung beim »Freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssig-keit«. »Mitte Mai 2013 gab es einen Punkt, wo ich einsehen musste: Der Körper wird sich nicht mehr wieder erholen. Dann habe ich pragmatisch und realistisch überlegt: Was wird vor mir liegen? Ich hab bisher immer alles geschafft, was ich wollte. Zäh, geduldig, konsequent, ohne irgendwelche Schlösser in den Himmel zu bauen, bin ich meinen Lebensweg gegangen. Und dann kommt so ein Winzling, genannt Amöbe, und macht meinen Körper so was von kaputt, dass dieser Körper trotz aller medizinischer Hilfe nicht mehr gesund wird, und ich mir einfach zuschaue, wie es mich kraftmäßig Tag für Tag ein Stück mehr weg nagt.« Marion M. zog nun aus Süddeutschland zur Tochter und deren Familie nach Berlin und bereitete sich – und die anderen – auf das Sterbefasten vor. Zwischendrin immer der Gedanke, »das ist der falsche Film, das kann nicht sein.« Das Akzeptieren, Abschiednehmen und Aufgeben ist ein langer Prozess, der auch aus Sicht ihrer Tochter und ihres Arztes geschildert wird.

Nach 18 Monaten »Martyrium« sah sich Marion M., die ihr ganzes Leben lang selbstbestimmt und viele Möglichkeiten nutzend verbachte, in einem kranken Körper eingesperrt, der alle Vorstellungen ihrer Lebensplanung unmöglich machte. Zum Schluss hatte sie nur noch den Wunsch nach Schmerzfreiheit und einer »stimmigen Atmosphäre, um gehen zu können«. Der Tod in der Nähe ihrer Familie betreut durch den einfühlsam unterstützenden Arzt war für Marion M. eine Erleichterung. Selbstbestimmung im Leben wie im Tod war ihr sehr wichtig.

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