Das Internationale Festival des Fahrrad-Films (International Cycling Film Festival – ICFF) findet jährlich im Spätsommer in den Flottmann-Hallen in Herne statt und zeigt Filme, die das Fahrrad zum Thema haben. Es bringt Filmemacher/innen, Fahrradfahrer, Fahrradinitiativen und fahrradaffine Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt zusammen. Das Bochumer „Team Hollandse Frietjes“ organisiert das Festival als e.V.

Auf einem Blick: Gründung und Entwicklung des ICFF
Das Internationale Festival des Fahrrad-Films wurde im Jahr 2005 von der Bochumer Rennradgruppe „Team Hollandse Frietjes – non-professional cycling“ gegründet und 2006 im Künstlerclub „Goldkante“, Bochum, mit 17 Filmen aus fünf Ländern erstmals eröffnet. Der ursprüngliche Titel war Internationales Festival des Radsport-Videos, im Jahr 2009 erfolgte die Umbenennung in den heutigen Namen Internationales Festival des Fahrrad-Films. Das Festival entwickelte sich von Jahr zu Jahr, 2008 wurde die Goldkante zu klein, das Festival zog ins benachbarte Herne in die Flottmann-Hallen als neue Spielstätte, wo es bis heute gastiert. Die letzte Ausgabe – das „7th International Cycling Film Festival 2012“ – war mit rund 200 Zuschauern „proppenvoll“ (WAZ) und ausverkauft. Gezeigt wurden 22 Filme aus 10 Ländern. Das ICFF gibt regelmäßig Gastspiele, u.a. im Deutschen Olympia- und Sportmuseum Köln, in der Jahrhunderthalle Bochum sowie in Kattowitz und Tschenstochau/Polen. Für 2013 sind weitere Auftritte in Gleiwitz und in Dublin geplant.

Weitere, allgemeine Informationen über das Festival (Englisch): http://en.wikipedia.org/wiki/ICFF

Filmpreis Goldene Kurbel

Bild: Team Hollandse Frietjes

Der Höhepunkt jedes Festivals ist die Vergabe des Filmpreises „Goldene Kurbel“, der älteste Filmpreis für Fahrradfilme weltweit. Die Goldene Kurbel ist ein Juryfilmpreis; zusätzlich wird auf jedem Festival der Preis des Publikums vergeben. Auf dem letzten ICFF im Oktober 2012 gingen beide Preise – Goldenen Kurbel und Publikumspreis – in die Niederlande an den Filmemacher und Oskar-Preisträger Michael Dudok de Wit und seinen Beitrag „Father and Daughter“; weitere Preise gingen 2012 in die USA und nach Kanada. Preisträge aus vergangenen Festivals sind z.B. Catherine Marshall, USA für ihren Film „Cycle of Love“, Alexei Gubenco, Rumänien, für den Trickfilm „Viva la Crise“ oder Michael Tereba, Luxemburg, und seinen düsteren Spielfilm „Psyclist“.

Botschafter der Fahrradkultur

Bild: Team Hollandse Frietjes

Das ICFF versteht sich als Botschafter des Fahrradfahrens und nutzt die Kombination aus Fahrrad und Film als kulturelles Transportmittel. Die Einsendungen der Filmemacher sorgen dafür, dass es sich in der Praxis als ein politisches Filmfestival „im Verborgenen“ erweist: viele Beiträge nehmen Bezug auf die ökologischen und mobilitätsbezogenen Vorteile des Fahrrads („sind leise, stinken nicht“) – ein Thema, das auf einem Festival der Fahrradkultur nicht wegzudenken ist. Verbindung von internationalem Festival Verkehrs- und umweltpolitische Aspekte wurden z.B. vertreten durch die belgische Initiative GRAQC oder die amerikanischen Filmemacher Casey Neistat oder Ron Gabriel. Das Festival entwickelt darüber hinaus eine breite Vielfalt an sozialen, emanzipatorischen („Riding a bike is a feminist issue“), entwicklungspolitischen, sportlichen und künstlerischen („Tall bike is punk, self destruction, ghetto love“ ) Perspektiven, die mit dem Fahrrad eröffnet werden. Zahlreiche politische Initiativen und Künstler/innen haben teilgenommen und/oder wurden mit Filmpreisen des ICFF ausgezeichnet. Einige Beispiele: Das Bristol Bike Project ist eine englische Kampagne zur Unterstützung von Asylbewerbern mit Fahrrädern einschließlich zugehöriger Werkstatt. Der britische Filmemacher und Fahrradaktivist Alistair Oldham hat mit seinem sehr empathischen Film das Leben zweier Asylbewerber in Bristol, deren Geschichte und rechtlichen und ökonomischen Zwänge dokumentiert. Der Film zeigt, dass der einfache Besitz eines Fahrrads eine befreiende Wirkung entfalten kann und die Lebenssituation wesentlich zu verbessern hilft.
Prämiert wurden auch die KarmaRiders, eine lokale Duisburger Initiative zur (fahrradbasierten) Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Indien; oder die Initiative „Beauty and the Bike“, die den Austausch und die räumliche Unabhängigkeit von Mädchen zwischen Darlington (UK) und Bremen fördert und dazu treffend bemerkt: „Fahrradfahren macht nicht nur frei und unabhängig, es hilft auch gegen den Klimawandel, die alltägliche Unsportlichkeit und den kleinen Bauchansatz“.

Für die Radsportlerin und den Radsportler: Das Souvenir Stefan Götz
Auch der Radsport spielt auf dem ICFF eine Rolle – im Film durch zahllose Beiträge, Dokumentationen, Spielfilme aus der Szene, und ebenfalls in der Praxis durch den Wettbewerb „Souvenir Stefan Götz“, der in Anlehnung an das klassische Souvenir Henry Desgrange der Tour des France ins Leben gerufen wurde. In den ersten Jahren wurde das Souvenir Stefan Götz als Einzel- und Mannschaftszeitfahren über 20 Kilometer ausgetragen und bildete den sportlichen Höhepunkt und Abschluss des Festivals; zahllose Radrennfahrer der Region sowie Filmemacher des Festivals haben sich in die Starterlisten eingetragen. Seit 2009 findet das Souvenir in wechselnden Formaten statt: Als Sprintrennen auf der Bochumer Rennrad-Strecke, dann – bikemessengermäßig – als Bike-Polo-Turnier, 2012 als so genannter Goldsprint auf fest installierten Fixie-Maschinen in den Flottmann-Hallen.

Kooperation mit der schlesischen Fahrradinitiative in Częstochowa
Seit dem vergangenen Jahr besteht eine Kooperation des ICFF mit der Schlesischen Fahrradinitiative (Pol.: Śląska Inicjatywa Rowerowa) in Częstochowa, Polen. Auftakt der Zusammenarbeit war ein Gastspiel des ICFF in Katowice im Sommer 2012, später dann die Teilnahme an der Woche der Fahrradkultur in Częstochowa im September des gleichen Jahres. Die polnischdeutsche Zusammenarbeit wird vertieft, für 2013 ist eine doppelte Ausgabe des ICFF in Częstochowa (25. Oktober) und Herne (26. Oktober) vorgesehen, eingebettet in eine enge
Partnerschaft der (Alt-)Industrie-Regionen Ruhrgebiet und Schlesien zum Thema Fahrradkultur. Ein weiteres Gastspiel in Gliwice im Sommer 2013 wird die Kooperation mit Schlesien abrunden.

Bild: Team Hollandse Frietjes

Mehr als ein Filmfestival: ICFF-Rahmenprogramm
Ein fester Punkt im Rahmenprogramm des ICFF ist die „Critical Mass“ – kritische Masse. Hierbei handelt es sich um eine Art versteckter fahrradpolitischer Aktion, die traditionell in Bochum beginnt und auf dem Herner
Festivalgelände endet. Sie wurde in diesem Jahr ausgeführt als stilvoller Tweed Ride nach südenglischem Vorbild. Das Buffet des ICFF entstammt den Suppentöpfen der Dortmunder Velokitchen; an den Plattenspielern dreht DJ Mono an farbenfrohen Philips-Abspielgräten aus den frühen 1970ern, am Vorabend gibt es Sonderfilmfestivals im Rahmen der VViCycle, Herne Film- und Videotage – hier besteht eine Kooperation mit dem Herner Roomservice – Forum für Jugendkultur. Auch die Performance „Tour de Vinyl“ gastiert regelmäßig beim ICFF [www.tourdevinyl.de].
Der Bochumer Fotograf und Urban Bike Art-Pionier Friedbert Rogge liefert die künstlerischen Installationen des Festivals. Plus weitere, jährlich neue Dinge aus der Kreativ-, Fahrrad- und Radsportszene NRWs.

Team Hollandse Frietjes – non-professional cycling
Das Team Hollandse Frietjes wurde 2001 in Bochum gegründet und versteht sich als enfant terrible des Radsports und der regionalen Szene rund um Bochum. Die ehemalige Pommesbude Hollandse Frietjes – jetzt MaxFrituur – war der erste Sponsor des Teams, das in den Anfängen auf gutes Aussehen und Auftritte ebenso viel wert gelegt hat wie auf sportliche Erfolge. 2005 wurde das Filmfestival gegründet, das inzwischen den Schwerpunkt der Aktivitäten der etwa 15 Teammitglieder ausmacht.

Kontakt:
International Cycling Film Festival
c/o Gernot Mühge
Schloss Wielert | Im Wielert 10 | 44807 Bochum| DE
www.cyclingfilms.de | info@cyclingfilms.de | 02 34/4 38 99 19

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