‚Hilfe für psychisch Kranke e.V. Bonn / Rhein-Sieg‘ erhielt am 1.6.2014 den Integrationspreis 2014 des Integrationsrates der Bundesstadt Bonn für das Projekt „Sonnenkinder“ Angebote für Kinder und Jugendliche von psychisch kranken Eltern.

Uwe Flohr:“ Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung und betrachten sie als weitere Anerkennung unserer ehrenamtlichen Arbeit.

Die Bewerbung um diesen Preis hat den ‚Hilfe für psychisch Kranke e.V. Bonn / Rhein-Sieg‘ veranlasst, einige Hintergrundsinformationen zu seinen Aktivitäten für Menschen mit Migrationshintergrund zusammenzustellen“.

Hintergrundsinformationen zu unseren Aktivitäten
für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
mit Migrationshintergrund zum Thema ‚Psychische Erkrankungen’

Dorle Durban, Petra Marx-Kloß, Eva-Maria Rechmann-Busch und Uwe Flohr, alle von ‚Hilfe für psychisch Kranke e.V. Bonn / Rhein-Sieg’

Einstieg

Etwas mehr als 80 Mio. Einwohner leben in Deutschland. Devon haben mehr als 6 Mio. Einwohner ausländische Wurzeln. An diese Bevölkerungsgruppe in der Region Bonn wenden wir uns seit Jahren mit unseren Arbeitsbereichen und Projekten.

‚Hilfe für psychisch Kranke e.V. Bonn / Rhein-Sieg’ ist seit 1980 eine Interessenvertretung für Angehörige und deren psychisch erkrankte Familienmitglieder in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis.

Die Unterstützung der Angehörigen und die Hilfestellung für die betroffenen Familienmitglieder zur Bewältigung der Krankheit und zur Reintegration in das gesellschaftliche und berufliche Leben gehören zu den zentralen Aufgaben.

Wir verstehen unsere umfangreichen Aktivitäten als ‚ehrenamtlichen Dienst am Nächsten’. Denn psychische Erkrankungen treffen Menschen ohne Rücksicht auf den sozialen Status, das Alter und Geschlecht, den Bildungsstand, die religiöse oder ethnische Zugehörigkeit. Psychische Erkrankungen, auch in Kombination mit Suchterkrankungen, nehmen seit Jahren erschreckend zu. Experten rechnen bis zum Jahr 2020 mit einer Zunahme von bis zu 50% bei psychischen Erkrankungen im Kindes-und Jugendalter.

Projekt „Sonnenkinder“
Angebote für Kinder und Jugendliche von psychisch kranken Eltern

Mit diesem Angebot wenden wir uns seit über 2,5 Jahren an Kinder und Jugendliche von psychisch kranken Eltern, um diese in einer schwierigen Phase zu unterstützen.

Junge Menschen trifft die psychische Erkrankung ihrer Eltern oft schwer.. Sie haben Ängste, sind unsicher, fühlen sich schuldig und ohnmächtig, isoliert und alleine gelassen. Unser kostenloses therapeutisches Angebot wendet sich auch an die erkranten Eltern ( meistens alleinerziehende Mütter mit geringem Einkommen).

Ab Mitte 2014 wird der weitere Aufbau einer Jugendlichengruppe forciert. Dafür konnten wir einen männlichen Betreuer gewinnen, der wegen der oft fehlenden männlichen Bezugsperson zu Hause einen hohen Stellenwert genießt. Von den insgesamt 16 teilnehmenden Kindern und Jugendlichen haben 12 einen Migrationshintergrund.

Was unterscheidet diese jungen Menschen von anderen Kindern?
Eine zusätzliche Herausforderung ist das Leben in unterschiedlichen Kulturen, sowohl innerfamiliär, im schulischen Umfeld und im Freundeskreis. Dadurch wird die eigene Unsicherheit bezüglich der Wahrnehmung und der jeweils geforderten Werte noch einmal verstärkt.

Ebenso ist ein Anstieg des Gefühls der Entwurzelung, der Heimatlosigkeit und des Umhergetriebenseins zu verzeichnen. Dazu kommt die Suche nach Zugehörigkeit und Identität.

Wie sind die Kinder zu uns gekommen?
Durch Beratungsstellen, Jugendämter, KiTa, eigene Presse-und Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen…

Welche Ängste / Bedenken hatten die Mütter / Eltern?
Erhalten die Kinder eine professionelle, vertrauensvolle, respektvolle und verlässliche Unterstützung ? Werden die Kinder von uns ernst genommen? Besteht bei uns ein geschützter Raum ? Können die Kinder mit ihren Ängsten und Sorgen zu uns kommen?

Wie gestaltet sich das Verhältnis heute?
Wichtig für die Eltern ist, dass sie sich jederzeit an Frau Petra Marx-Kloß als Projektleiterin wenden können. Sie erleben, mit welcher Fröhlichkeit und Ausge- glichenheit ihre Kinder von den Treffen mit den anderen „Sonnenkindern“ zurückkommen. Dadurch ist ein großes Vertrauen und eine Wertschätzung für unsere Arbeit entstanden.

Wie sieht die Situation der Mütter / Eltern aus?
Durch die Anbindung ihrer Kinder in die Gruppe werden die Mütter / Eltern ein Stück weit emotional entlastet und ihnen auch die Last der Schuld an ihrer Erkrankung ein wenig genommen. Die Kinder erhalten von uns eine kindgerechte Aufklärung über die Erkrankung der Eltern, was wiederum das Verhältnis zwischen Eltern und Kinder entlastet.

Wichtiger Nachsatz:
Alle „Sonnenkinder“ können die Projektleiterin über SMS. Mail oder Handy erreichen, Ab 1.3. 2014 steht auch das WhatsApp den Kindern zur Verfügung, um so kostenlos Sprachnachrichten, Bilder oder Videos zu versenden.

Projekt „Seele trifft auf Schule“
Psychische Erkrankungen bei jungen Menschen
– Ein Informationsprojekt für Schulen -.

In den letzten 10 Jahren führten wir 60 Informations-und Fortbildungsveranstaltun- gen für 3.385 Schüler und Lehrer zum Thema ‚Psychische Erkrankungen’ an weiterbildenden Schulen in der Region Bonn durch. Wir klären über die verschieden Krankheitsbilder auf, geben Tipps für den Umgang mit den Betroffenen, tragen zum Abbau von bestehenden Vorurteilen bei und verweisen auf moderne Therapien, vorbeugende Maßnahmen und Hilfsangebote.

Im September 2014 starten wir mit den ‚Workshops für Eltern’ an weiterbildenden Schulen, um auch das ‚häusliche Umfeld’ in den wichtigen Informations-, Beratungs-und Präventionsprozess mit einzubeziehen. Hier freuen wir uns besonders auf die Eltern mit Migrationshintergrund.

An den bisherigen Veranstaltungen haben selbstverständlich auch Schüler und Schülerinnen sowie Pädagogen mit Migrationshintergrund teilgenommen. Positiv zu vermerken ist dieTendenz, dass besonders Schüler ( mit Migrationshintergrund ) unsere Angebote zu einem vertrauensvollen Gespräch oder einer Beratung gerne annehmen. Dies geschieht direkt in der Schule oder in unserer Geschäftsstelle. bei einem Einzelgespräch.

Projekt ‚Externes Arbeitstraining’
Integration in das Arbeitsleben

Dieses besondere Angebot dient seit 30 Jahren der Erprobung der Arbeitsfähigkeit unter annähernd den Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes an einem normalen Arbeitplatz.

Es richtet sich an Menschen mit einer chronischen psychischen Erkrankung oder Behinderung. Das Externe Arbeitstraining erfolgt auf Arbeitstrainingsplätzen in öffentlichen Einrichtungen und in der freien Wirtschaft.

Seit Jahren zählen Menschen mit einem Migrationshintergrund zu den Klienten des Externen Arbeitstrainings. Neben den bei psychisch erkrankten Menschen vorliegenden Hemmnissen wieder in Arbeit und Beschäftigung zu kommen, beobachten wir, dass bei dieser Personengruppe häufig die Überzeugung besteht, gerade wegen des Migrationshintergrundes von potentiellen Arbeitgebern abgelehnt zu werden. Deshalb ist es für die Begleitung dieser Klienten wichtig, diesen Aspekt kontinuierlich und sehr sensibel zu berücksichtigen. Durch die passgenaue Auswahl von Arbeitstrainingsplätzen und die Unterstützung von sensibilisierten Anleitern am Trainingsplatz machen die Klienten in der Regel gute Erfahrungen mit Vorgesetzten und Kolllegen. Wenn das gelingt, führt dies dazu, dass das ‚Weltbild’ auf beiden Seiten zurechtgerückt wird. Von den 47 Klienten, die wir aktuell begleiten, haben 13 Klienten einen Migrationshintergrund.

Auskünfte, Beratungen und Angehörigen-Gespräche
Insgesamt ist ein Anstieg von ratsuchenden Frauen und Männern mit Migrationshin-tergrund festzustellen, wobei das Verhältnis sich in Richtung 50:50 % verschoben hat. Nach wie vor gibt es, besonders bei Telefonaten, große Sprachschwierigkeiten, so dass hier ein hohes Maß an Feinfühligkeit und Zuhörerqualitäten bei unseren ‚Beratungsdamen’ gefragt ist. Rückläufig dagegen sind Tendenzen, wie früher psychische Erkrankungen und daraus entstehende Probleme vorwiegend innerhalb der Großfamilie zu klären. Das Vertrauen in unsere ehrenamtliche Arbeit ist in den letzten Jahren gewachsen. Wir sind als Angehörigenverein in der Region Bonn wesentlich bekannter geworden.

Genutzt werden von den Erwachsenen jede mögliche Form der Information und Beratung, sei es durch Telefonate, Besuch der monatlichen Angehörigengespräche oder der Einzelgespräche in der Geschäftstelle. Im Mittelpunkt stehen Fragen nach Einrichtungen ambulanter und stationärer Art, Versicherungs-und Versorgungsfragen Dabei bieten wir auch immer die Broschüren unseres Bundesverbandes in türkischer und russischer Sprache an. Viel mehr als früher werden auch die privaten Telefon- Nr von sechs Damen und Herren unseres Vereins für vertrauliche Erstkontakte genutzt. Von allen in 2013 durchgeführten Kontakten / Gesprächen / Beratungen fielen ca. 7% auf Menschen mit einem Migrationshintergrund.

Information, Beratung, Prävention und Inklusion
sind und bleiben die Grundpfeiler unserer Antistigmaarbeit.

Weitere Informationen unter www.hfpk.de.

Stand April 2014

Besuchen Sie uns auch unter www. hfpk.de und www. sonnenkinder bonn.de

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