„Der beste Abfall ist der, der gar nicht entsteht!“ Deswegen findet vom 22. bis 30. November die Europäische Woche zur Abfallvermeidung (EWAV) statt. Das nimmt NRW denkt nach(haltig) wie schon 2013 und 2012 zum Anlass, beispielhafte Projekte zum verantwortlichen Umgang mit Ressourcen vorzustellen. Außerdem werden neue Literatur- und Linktipps vor allem zum Schwerpunktthema „Lebensmittelverschwendung“ gegeben.

Das Motto der EWAV lautet „Reduce – Reuse – Recycle“. Diese „drei Rs“ sind der Kern der Verbraucherbildung hin zu einem nachhaltigen Umgang mit all den Produkten und Dingen des alltäglichen Lebens, die leider viel zu oft im Müll landen anstatt verwendet, repariert oder ordentlich entsorgt zu werden.

Lebensmittelverschwendung als globales Problem
Der besondere Schwerpunkt der EWAV liegt 2014 bei der Vermeidung von Lebensmittelabfällen. Durchschnittlich, so Zahlen der EU-Umweltagentur, erzeugt jeder EU-Bürger pro Jahr 180 kg Lebensmittelabfälle. Die oft angeprangerte Entsorgung von noch genießbaren Lebensmitteln durch Supermärkte oder Restaurants macht dabei gar nicht den Hauptteil aus, denn nach den Zahlen der Europäischen Umweltagentur entstehen 42 Prozent der Lebensmittelabfälle im Haushalt. Eine Studie aus Deutschland macht Haushalte sogar für über 60 Prozent des Lebensmittelabfalls verantwortlich und summiert dies auf über 80 kg pro Bürger.

Übersetzt in Geld wirft jeder Deutsche nach diesn Zaheln damit etwa 260 Euro pro Jahr weg. Zusätzlich ist in vielen Produkten die Entsorgung überflüssiger Ware im Produktions- und Verkaufsprozess schon eingepreist und auch weltweit führt Nahrungsmittelverschwendung zu steigenden Lebensmittelpreisen. Neben der Geldverschwendung kommt es  pro weggeworfenem „Gut“ zu unnötigen CO2-Emissionen, die durch seine Erzeugung, Verteilung und schließlich Abtransport als Müll sowie die Entsorgung entstehen. Wäre der globale CO2-Abdruck verschwendeter Lebensmittel ein Land, er stünde auf Platz drei der Länder mit den höchsten Treibhausgas-Emissionen. Auch wenn die Zahlengrundlage der Food-Wastage-Footprint-Studie hierzu bereits ein wenig veraltet ist, wird deutlich, was für ein großes Umweltproblem Lebensmittelverschwendung ist.

Lebensmittelverschwendung im Haushalt
Zwar zählen zur Menge der Lebensmittelabfälle im Haushalt auch unvermeidliche Abfälle wie Bananenschalen und Knochen, aber vermeidbarer Abfall macht im Haushalt etwa zwei Drittel der weggeworfenen Lebensmittel aus. Und auch das, was sich an Müll nicht vermeiden lässt, sollte zumindest umweltschonend(er) als im Hausmüll entsorgt werden, z.B. durch Kompostierung.

Die Gründe für die Lebensmittelverschwendung in Haushalten, die die europäische Kommission in ihrer Studie zu diesem Thema anführt, bieten gleichzeitig Ansatzpunkte, um das Verhalten von Verbraucher(inne)n hin zu einem nachhaltigeren Umgang mit Nahrungsmitteln zu verändern. Vieles davon lässt sich auch auf Müllvermeidung in anderen Konsumbereichen wie z.B. bei Elektronik oder Möbeln übertragen:

  • Wissen über Haltbarkeitsdaten, bei Produkten, die keine leichtverderblichen Inhaltsstoffe haben, die richtige Lagerung und die Verwendung von Resten hilft, unnötiges Wegwerfen zu vermeiden. Für andere Produkte als Nahrungsmittel sind Pflege- und Aufbewahrungshinweise, sowie Reparieren und Ideen für das so genannte „Up-Cycling“ von Ausgedientem entsprechende Wissensbereiche.
  • Gewohnheiten wie Äpfel immer zu schälen oder lieber (zusätzlich verpackte) Multipacks zu kaufen anstatt der Menge, die wirklich gebraucht wird, lassen sich durch gute Argumente wie den Nährstoffgehalt oder Vergleiche mit Kilopreisen ändern. Auch bei Produkten, die nicht verfallen, können Gewohnheitsänderungen Müll und Kosten reduzieren, z.B. mit einem Lappen aufwischen statt Küchentücher verwenden oder Produkte mit „Um-Verpackung“ zu meiden.
  • Bewusstes (Ein-)Kaufen bedeutet Informieren und Planen, um zu vermeiden, dass unbekannte Produkte nicht „schmecken“, dass man mit viel mehr als dem eigentlichen Bedarf nach Hause geht oder, dass man etwas kauft, was man gar nicht verwendet.

Beispielhafte Projekte

ZweitSinn – Neue Möbel aus gebrauchten Materialien
ZweitSinn möchte visionäre Einrichtungsszenarien in neuem Licht präsentieren und stellt dabei Produkte aus gebrauchten Materialien aus, die für Aufsehen sorgen sollen. „Der verborgene Sinn weggeworfener Dinge“ wird im Rahmen des Projekts nicht nur rein künstlerisch thematisiert. Ideen und Objekte werden als Produkte real nutzbar.

,essens-wert‘ – Netzwerk zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen
,essens-wert‘ ist das „Deutschsprachige Netzwerk zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen“. Es besteht aus Institutionen und Experten, die über ausreichende Erfahrung in Bezug auf Forschung und Entwicklung im Bereich „Vermeidung von Lebensmittelabfällen“ verfügen. Ziel des Netzwerks ist es, den wissenschaftlichen Austausch rund um das Thema Lebensmittelabfall zu ermöglichen, gemeinsame Forschungsaktivitäten zu fördern und Forschungsergebnisse außenwirksam zu kommunizieren.

GarageLab e.V. – Repaircafé
Seit 2012 lädt der GarageLab e.V. aus Düsseldorf zum Repair-Café ein. Dort treffen Gegenstände mit Defekten auf Menschen mit handwerklichen Talenten, die deren Besitzern helfen Plattenspieler, Bügeleisen oder Toaster wieder fit zu machen. Wie das gemeinsame Reparieren dort genau aussieht und was sich im Garage Lab im letzten Jahr getan hat, erzählt Axel Ganz im Gespräch mit NRW denkt nach(haltig).

Zum Lesen und Ansehen

  • Das Magazin Restkultur „kümmert sich um den Rest“. Das heißt, es sammelt Neuigkeiten, Initiativen und Denkansätze zum Umgang mit allem, was übrig bleibt, nicht nur Nahrungsmittel und Konsumgüter, sondern auch Sprach- und Kulturreste. Das Themenspektrum reicht von Lebensmittelverschwendung über „geplante Obsoleszenz“ bis zum verächtlichen Umgang mit Menschen, die in unserer Gesellschaft zum „Rest“ gemacht werden. Auch ungewöhnliche Zugänge, wie Berichte über „Restkunst“ aus aller Welt, finden hier Platz. Mitmachen ist erwünscht.
  • Der Ratgeber „Abfälle im Haushalt: Vermeiden, Trennen, Verwerten“ des Umweltbundesamts erklärt auf 64 Seiten die Abfallformen- und Entsorgungswege in Deutschland: von Restmüll über Elektroschrott bis zur Altkleidersammlung, liefert aktuelle Zahlen, und gibt praktische Tipps zur Abfallvermeidung und zum Umgang mit dem eigenen Müll, z.B. wird erklärt, wie sich Fliegenbefall in der Biotonne vermeiden lässt oder warum „löffelrein“ für den Joghurtbecher im gelben Sack reicht.
  • Im Kinderbuch „Nachrichten aus der Tonne“ des Umweltbundesamtes machen sich Leo und Polly Pop auf die Suche nach den Spuren des Abfalls. Sie führt über Müllberge, Strände und Flohmärkte und im Mitmachteil vorbei an den Mülltonnen in die per Buntstift richtig sortiert werden muss.
  • Im Video „Ökologischer Fußabdruck von Lebensmittelverschwendung“ der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO) wird der Zusammenhang zwischen Lebensmittelverschwendung und deren Kosten für unseren Planeten und seine Bewohner erklärt, was zeigt, dass die Kosten von Lebensmittelverschwendung weit höher sind, als das, was wir im Handel für die Lebensmittel zahlen, die wir nicht essen.

 

Zum Machen

  • Wer beim Resterechner Lebensmittel in die Tonne wirft, bekommt gezeigt wie viel Geld und Energie er jeweils verschwendet. Die Energie lässt sich dabei in (amüsante) Vergleichswerte umrechnen. Mit der verschwendeten Energie aus einem weggeworfenen Ei könnte man z.B. 5,21 Scheiben Toast toasten, ein halbes Hemd bügeln oder 3,44 Stunden Computer spielen.
  • Eine Rezeptesuchhilfe rund um übrige Lebensmittel bietet die Verbraucherzentrale NRW als App für’s Tablet an. Weitere Apps zum Thema finden sich auch in unserem Themenspecial „Nachhaltige Apps“.
  • Koch- und Lagertipps zu saisonalen Produkten aus NRW liefert das Portal Land-Wissen der Landwirtschaftskammer NRW, wo man z.B. erfährt, warum Tomaten nicht in den Kühlschrank gehören und wie man sie am besten auf’s Einfrieren vorbereitet.
  • Das Internet steckt voll von Ideen wie aus Altem Neues gemacht werden kann. Stellvertretend für die viele Seiten, Youtube-Videos und Blogs sei hier auf „We Upcycle“ hingewiesen, wo über 1.000 Ideen für die Wiederwertung aller möglichen Gegenstände gesammelt wurden, z.B. wird gezeigt, wie aus Klopapierrollen Lampenschirm wird.

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