Mit Projektbeispielen aus der Stadt Köln

Urban Farming, Mobile Gärten und Seedbombs – was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun? Alle drei Phänomene lassen sich unter dem Stichwort der urbanen Selbstversorgung zusammenfassen, ein Trend, der seit einigen Jahren die Balkone und Hochhausdächer großer Städte wie New York, Mumbai, London, Sao Paulo und Berlin erobert. Was auf den ersten Blick als kurzlebiges Modephänomen für naturentfremdete Städter erscheinen mag, hat sich mittlerweile vielerorts zu einer Form des alternativen Wirtschaftens entwickelt: Denn viele urbane Gärtner/-innen suchen bewusst nach Gegenentwürfen zu einer massenindustriell gefertigten und häufig durch Schadstoffe belasteten Lebensmittelversorgung.

Indem sie auf dem eigenen Balkon oder in Gemeinschaftsgärten Obst, Gemüse und Kräuter anbauen, wird ein Bewusstsein für natürliche Wachstums- und Verbrauchskreisläufe gefördert, das sich positiv auf das Konsumverhalten und das Umweltbewusstsein auswirkt. Gut fürs Klima sind die Urban Gardening-Projekte außerdem, denn durch den regionalen und saisonalen Anbau und Konsum werden weite Transportwege und damit jede Menge CO2 eingespart. Über die Kompostierung von organischen Abfällen lässt sich zudem ein Beitrag zur städtischen Müllersparnis leisten.

Nicht zuletzt fördern Gemeinschaftsgärten auch die soziale Nachhaltigkeit, denn viele Initiativen setzen auf Interkulturalität und generationenübergreifende Projekte. So kommen in den städtischen Gärten Menschen für die Obst- und Gemüseernte zusammen, die sonst vielleicht wenig oder nichts miteinander zu tun hätten.

All das hat nicht nur Auswirkungen auf die Gegenwart, sondern auch auf Zukunft: Bis 2050 sollen demografischen Berechnungen zufolge 9 Milliarden Menschen auf dieser Welt leben – 80% davon in Städten. Es stellt sich also die drängende Frage, wie auch in Zukunft eine ausreichende und günstige Versorgung mit gesunden Lebensmitteln gerade in städtischen Ballungsräumen sichergestellt werden kann. Manche, wie zum Beispiel die Food and Agriculture Organization der United Nations (FAO), sehen in den Formen urbaner Agrikultur eine wesentliche Antwort auf diese Frage, weshalb das Programm „Food fort he Cities“ ins Leben gerufen wurde.
(Link: http://www.fao.org/fcit/fcit-home/en/)

Und auch heute schon kommen städtische Gartenprojekte mitunter denen zu Gute, die wenig haben: So zum Beispiel in den „Tafelgärten“, die Integration von Arbeitslosen und Hilfe für Bedürftige zugleich fördern.

Das aktuelle Themenspecial möchte Ihnen einige mögliche Vorboten dieser Zukunft vorstellen und mittels interessanter Publikationen und Links zum Thema urbane Selbstversorgung informieren. Zudem finden sich am Ende des Themenspecials beispielhafte Projekte der Woche mit dem regionalen Schwerpunkt Köln, die ausführlicher Initiativen, Aktionen und Konzepte rund um das Thema der urbanen Selbstversorgung vorstellen.

Das Themenspecial ist auch als Beitrag zum Jahresthema der UN-Dekade 2012 zu verstehen, das sich um nachhaltige Ernährung dreht.
(Link: http://www.bne-portal.de/coremedia/generator/unesco/de/04__Aktuelles/17__Jahresthema__Ern_C3_A4hrung/Ern_C3_A4hrung.html)

Informationen zum Thema Ernährung und Nachhaltigkeit finden sie auch in unserem gleichnamigen Themenspecial aus dem Jahr 2011.
(Link: https://www.nrw-denkt-nachhaltig.de/ernahrung-und-nachhaltigkeit/)

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Publikationen

Urban Gardening – Über die Rückkehr der Gärten in die Stadt
352 Seiten, oekom verlag München, 2011
ISBN-13: 978-3-86581-244-5
Preis: 19,95 Euro
Christa Müller hat zusammen mit der Stiftung „anstiftung&ertomis“ einen zentralen Sammelband zum Thema Urban Gardening herausgebracht. Einen Einblick in die Publikation finden Sie unter:
http://www.urban-gardening.eu/uber-das-buch/
Bestellt werden kann der Sammelband unter dem folgenden Link:
http://www.urban-gardening.eu/buchbestellung/

ZEIT Online
http://www.zeit.de/themen/lebensart/urban-gardening/index
Hier finden Sie eine Liste unterschiedlicher Online-Beiträge der ZEIT mit dem Schwerpunkt Urban Gardening.

http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2011-06/urban-farmers
Dieser Online-Beitrag in der ZEIT stellt mit „Urban Farmers“ eine schweizerische Variante der urbanen Selbstversorgung vor.

http://www.zeit.de/2011/43/Urban-Farming/komplettansicht
Auch dieser Online-Artikel aus der ZEIT beschäftigt sich mit Urban Farming als Wirtschaftsform der Zukunft.

http://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/s2/Natur-Selbstversorger
Einen kritischen Blick auf den Zusammenhang von urbaner Selbstversorgung und Klimaschutz wirft dieser Online-Beitrag der ZEIT.

SPIEGEL Online
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,697158,00.html
Auch der SPIEGEL berichtet in einem Online-Artikel über das Phänomen der städtischen Gemeinschaftsgärtner.

Online-Designmagazin „Stylepark“
http://www.stylepark.com/de/news/selbstversorger-aller-laender-vereint-euch/323809
Nora Sobich hat für das Online-Designmagazin „Stylepark“ einen Beitrag über die Hintergründe und Formen der Urban Gardening-Bewegung geschrieben.

Broschüren „Gartenlust“ und „Wohnvergnügen“
Der Naturschutzbund (NABU) hat eine kleine Broschüre herausgegeben, die wichtige Tipps rund ums Gärtnern bereithält. Ergänzt wird sie durch eine Broschüre zum Thema Balkon- und Dachbegrünung mit dem Titel „Wohnvergnügen“.
Die Broschüren kommen zum Preis von 2,00 € bzw. 1,50 € im Internet bestellt werden unter:
https://shop.nabu.de/shop/product_info.php?info=p110_Brosch–re-Wohnvergn–gen.html&XTCsid=16921767f552a49dbc2154a4bab260b7

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Weiterführende Links
http://www.lwl.org/LWL/Kultur/VOKO/Forschungsprojekte/Gemeinschaftsgarten
Aktuell wird von der Volkskundlichen Kommission für Westfalen – Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ein Forschungsprojekt zum Thema „Gärten für alle“ – Gemeinschaftsgärten in Westfalen durchgeführt, über das man sich hier informieren kann.

http://www.selbstversorger.de/
Bei dieser Website handelt es sich um ein Portal, das nützliche Informationen rund um das Thema Selbstversorgung versammelt; abgedeckt werden Themen wie Gartenpflege und Viehzucht.

http://www.selbstvers.org/
Die privat betriebene Website „selbstvers.org“ bietet eine Forensammlung zum Thema Selbstversorgung. Interessant für dieses Themenspecial sind u.a. die Foren „Blumen und Gemüse“, „Wald und Wildpflanzen“ und „Pilze“.

http://www.stadt-gemuese.de/
Auf stadt-gemuese.de finden sich Tipps, Informationen, Anleitungen und Reflexionen zum Themenkreis der städtischen Selbstversorgung. Ergänzt wird das Angebot des Portals außerdem durch ein Gemüse- und Obst sowie Kräuter-Lexikon.

http://www.anstiftung-ertomis.de/opencms/opencms/urbane_landw/
Die Stiftung „anstiftung & ertomis“ versammelt auf dieser Seite umfangreiches Material zum Thema urbane Landwirtschaft.

http://urbangruen.de/index.php/Hauptseite

Derzeit entsteht unter dieser Adresse ein Wiki, dass die Aktivitäten rund um das Thema „Urbanes Grün in Köln“ bündeln und für Interessierte zugänglich machen soll. Die Seite wird ab April 2012 in vollem Umfange erreichbar sein.

http://www.nabu.de/oekologischleben/balkonundgarten/gartenelemente/12087.html
Auf dieser Website informiert der Naturschutzbund Deutschland (NABU) zum Thema Balkongärten.

http://www.love-green.de/blog/category/staedte/urban-gardening/
Der Blog love-green.de versammelt unter dem Schlagwort „Urban Gardening“ Beiträge zu Gartenprojekten aus aller Welt.

http://reverbmag.de/2011/06/urban-gardening-von-a-bis-z/
Das reverb magazine hat ein unterhaltsames und informatives Mini-ABC zum Thema Urban Gardening zusammengestellt, das u.a. Begriffe wie „Pflanzentaschen“, „Samenbomben“ oder „Tray Farm“ erklärt.

http://reset.to/act/pflanze-einen-gemeinschaftsgarten
Die Plattform „reset.to” informiert hier darüber, wie sich mit Hilfe von Guerilla Gardening-Strategien in der Stadt Gemeinschaftsgärten anlegen lassen. Hintergrundinformationen zum Guerilla und gemeinschaftlichen Gärtnern gibt es gleich dazu

http://www.windowfarms.org/
Die Website „windowfarms.org“ hält, was der Name verspricht, indem sie unterschiedlichste Informationen zum Thema Windowfarming versammelt – unter anderem findet sich hier auch eine Do- it -Yourself-Anleitung, mit der sich eigene Fenstergärten anlegen lassen.

http://dachgaertenfueralle.de/
Der Verein „Dachgärten für alle! e.V.“ hat es sich zum Ziel gesetzt, die Idee des (Gemeinschafts-)Dachgartens zu verbreiten und bietet aus diesem Grund allen Interessierten zahlreiche Tipps und Informationen zum Thema.

http://www.urbanacker.net/
Bei urbanacker.net handelt es sich um eine Plattform, die dem Austausch und der Information über das Thema urbane Landwirtschaft dienen soll.

http://www.meine-ernte.de/
Für alle, die Urban Gardening auch einmal selbst ausprobieren wollen, ist meine-ernte.de das Richtige: Über die Website kann man Gartenparzellen mieten, die dann die gesamte Saison über bepflanzt und abgeerntet werden können. In NRW gibt es Beete u.a. in Bielefeld, Münster, Dortmund, Bochum, Köln und Bonn.

http://www.mundraub.org/
Über „Mundraub“ kann man mittels einer virtuellen Landkarte herrenlose Obstbäume sowohl auffinden als auch eintragen. Dabei steht hinter dem Konzept wesentlich mehr als Gratis-Obst für alle: gefördert werden soll nämlich auch das Bewusstsein für in Vergessenheit geratene Pflanzen und eine nachhaltige, da regional bezogene Ernährungsweise.

http://prinzessinnengarten.net/
Bei den Prinzessinnengärten in Berlin handelt es sich um ein Vorzeigeprojekt im Bereich des Urban Gardening – Informationen zur Initiative gibt es hier.

http://eine-andere-welt-ist-pflanzbar.urbanacker.net/index.php
Die Initiative „Eine andere Welt ist pflanzbar!“ informiert auf dieser Website umfassend über die Idee des Gemeinschaftsgartens und entsprechende Projekte in aller Welt.

http://cidadessemfome.org/de/
Urban Gardening kann weitaus mehr sein als ein trendbewusster Freizeitvertreib in New York, London oder Berlin – das zeigen die Gemeinschaftsgartenprojekte der Organisation „Städte ohne Hunger“, die auf diesem Wege Armut, Nahrungsmittelknappheit und Arbeitslosigkeit in Sao Paulo bekämpfen.

http://www.transition-initiativen.de/
Die Transition-Town-Bewegung setzt sich aktiv für den Übergang in die postfossile Gesellschaft ein, die wesentlich durch lokale (Selbst-)Versorgungsstrukturen geprägt sein wird. Im Rahmen vieler Transition-Town-Initiative werden deshalb auch Gartenprojekte ausprobiert und gefördert.

http://www.urbanfarming.org/welcome.html
Bei urbanfarming.org handelt es sich um eine zentrale Website zum Thema urbanes Gärtnern aus den USA.

http://www.thedailygreen.com/green-homes/latest/mobile-gardens
Auf der Website von „thedailygreen“ findet sich eine (inspirierende) Bildergalerie zum Thema mobile Gärten.

http://www.n-tv.de/mediathek/bilderserien/reise/Urban-Gardener-erobern-die-Staedte-article3280546.html
Und auch n-tv hat eine Bildersammlung zum Thema städtisches Gärtnern zusammengestellt.

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Projekte

Köln

gartenglück
Nach Herzenslust in der Erde wühlen, staunend die ersten Radieschen aus dem Boden ziehen oder die kleinen Tomaten direkt vom Strauch in den Mund stecken; aber auch zur Kartoffelernte schwitzend mit der Grabegabel nach den tollen Knollen suchen und schließlich mit erdverkrusteten Händen und einem großen Korb voll buntem, knackig frischen Gemüse aus eigener Ernte nach Hause fahren – das macht „gartenglücklich“!!

„Obsthain Grüner Weg“– Urbane Agrikultur in Ehrenfeld
Der „Obsthain Grüner Weg“ ist ein vom Design Quartier Ehrenfeld (DQE) initiiertes Projekt, das gemeinsam und mit Unterstützung der GAG realisiert wird: Auf dem Grundstück der Kölner Wohnungsbaugesellschaft am Grünen Weg ist als Zwischennutzung ein traditioneller, für Ehrenfeld ehemals typischer Obsthain mit vorwiegend alten Apfel- und Birnensorten entstanden. Die Bäume stehen in mobilen Pflanzcontainern, da sie sukzessive mit dem Fortgang der insgesamt fünfjährigen Baumaßnahmen, als Teil der Freiraumgestaltung, ihren endgültigen Platz in der Siedlung erhalten werden. Um die insgesamt 30 Bäume herum werden Gemüse, Obst und Heilkräuter angepflanzt – unter aktiver Beteiligung Ehrenfelder BürgerInnen, denn Gärtnern, Ernten und Verarbeiten der Früchte als Gemeinschaftsaktionen gehört zum Konzept.

pflanzstelle
Die pflanzstelle ist ein mobiler, interkultureller und öffentlicher Gemeinschaftsgarten in der Stadt. Auf einer Brachfläche in Köln-Kalk bauen wir gemeinsam mit Freiwilligen und Interessierten Gemüse in Bioqualität an. Die Idee: Die Beete bestehen aus transportablen Pflanzmodulen aus recycelten Industriekisten. So ist der Garten unabhängig vom Boden und wir können auf versiegelten oder belasteten Flächen anbauen. Läuft der Mietvertrag aus, wechseln wir den Standort.

Das Projekt „Urban Gardening in Köln“
Im Rahmen der Kölner Klimabausteine, wurde dem Querwaldein e.V. für den Zeitraum Oktober 2011 – August 2012 das Projekt „Urban Gardening in Köln – eine partizipative Online-Plattform über den Status Quo und Praxisbeispiele für mehr Grün in der Kölner Innenstadt“ bewilligt. Der Gedanke zum Projekt „Urban Gardening in Köln“ entstand in unserem Verein durch personelle Querverbindungen u.a. zur Kölner Transition Town Initiative sowie der Lokalen Agenda in Köln. In erst genannter Initiative gab und gibt es eine heterogene Personenstruktur, welche das Thema Urban Gardening als eines der initiierenden Themenfelder im Rahmen dieser Initiative auf unterschiedliche Art und Weise unterstützen. Im Rahmen der Lokalen Agenda 21 in Köln gab es 2010 – 2011 eine stadtweite Untersuchung zum Thema „Schule als Garten“, bei welcher der hohe Bedarf an Möglichkeiten gärtnerischer Tätigkeiten in und um dieKölner Schulen festgestellt wurde.

Münsterland

Mobile Gärten
An außerschulischen Lernorten, in Kindergärten, Schulen und Kinder- und Jugendarbeit Einrichtungen
Im Rahmen einer Teilnahme der Gemeinde Schöppingen an der City-Offensive 2010 NRW unter dem Motto „Stadt-Kern-Gesund“ entstanden die ersten mobilen Gärten. Die Umsetzung der Idee von Künstler und KIT-Partner Dieter Strauß wurde durch die Fa. Blattwerk Uphoff und das Künstlerdorf Schöppingen unterstützt.
Eingeladen über die Tageszeitung kamen interessierte BürgerInnen um sich einen der 18 gespendeten Einkaufswagen zu bepflanzen und mit nach Hause zu nehmen. Zusätzlich wurde ein alter Traktoranhänger kreativ gestaltet und zu einem großen Gemüsebeet umfunktioniert. Besonders die Einkaufswagen in den Vorgärten und vor einigen Geschäften und der Traktoranhänger wurden in
der Bevölkerung sehr positiv wahrgenommen. Der Traktoranhänger fand sofort großes Interesse und wurde die ersten Wochen intensiv von Kimndern der Grundschule Schöppingen gepflegt. Danach „wanderte“ er jeweils für 2-4 Wochen zu Kindergärten, einem Seniorenheim und vor Geschäfte und Schulen in Nachbargemeinden.

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